Heute geht es um Tinkturen oder
Pflanzenvielstoffgemische. –
Was sind Tinkturen, wie werden sie zubereitet und was zeichnet sie in der Anwendung aus?
Der Begriff Tinktur ist vom lateinischen Wort tingere: färben abgeleitet. Allgemein kann unter einer Tinktur ein alkoholischer Drogenauszug in flüssiger Form verstanden werden. Die Vielfalt der Natur und ihrer komplexen Wirkzusammenhänge kann in einer Tinktur extrahiert und somit in konservierter Form verfügbar gemacht werden.
Die Herstellung von Tinkturen oder auch "Auszügen" genannt, ist schon lange Zeit üblich, dabei werden traditionell die "Wirkstoffe" von Heilpflanzen in Alkohol "ausgezogen", d.h. in der Mischung von Pflanze und Alkohol gehen die Wirkstoffe in den Alkohol über. In den meisten Fällen wird Ethanol als Alkohol verwendet. Nur einige Vorteile von Ethanol sind, dass er in jedem Verhältnis mit Wasser gemischt werden kann, den Auszug konserviert und sehr gute Lösungseigenschaften bei der Extraktion der Wirkstoffe aufweist. Zudem führt der Alkohol nicht zum Quellen der Zellmembranen, welches häufig die Folge der Wasserextraktion ist und bringt dadurch eine deutlich höhere Ausbeute mit sich.
Bei der Herstellung von Tinkturen kann grundsätzlich zwischen zwei Verfahren unterschieden werden: der Mazeration und der Perkolation. Die Mazeration ist ein sehr einfaches Verfahren, bei dem lediglich die Droge, in unserem Fall eine Pflanze, mit der Extraktionsflüssigkeit (Ethanol) in ein Gefäß gegossen wird. Das Verhältnis von Droge und Alkohol (Extraktionsgehalt), als auch die Konzentration des Alkohols, ist von der gewählten Droge anhängig. Die Dauer der Extraktion richtet sich ebenfalls nach der einzelnen Pflanze und Anwendung. Unterstützt werden kann der Extraktionsprozess durch tägliches Schütteln der Mixtur. Die Perkolation oder auch Durchlaufextraktion genannt, unterscheidet sich im wesentlichen von der Mazeration (Standextraktion) darin, dass die Tinktur nicht über einen längeren Zeitraum in einem Gefäß angesetzt wird, sondern der Alkohol durch ein Sieb mit den zerkleinerten Pflanzenteilen gegossen wird. Es können mit der Perkolation ggf. eine höhere Ausbeute erzielt werden. Bei beiden Verfahren ist es wichtig, die fertige Tinktur immer lichtgeschützt und gut verschlossen zu lagern.
Neben der Wahl des Extraktionsverfahrens kann im weiteren zwischen Tinkturen aus Trockenpflanzen und Frischpflanzenauszügen unterschieden werden. Wie beide Namen bereits verraten, können die Tinkturen aus getrockneten Pflanzen gewonnen oder alternativ mit frischen Pflanzen hergestellt werden. Frischpflanzenauszüge enthalten häufig noch einen feinen Duft und das Aroma der frischen Pflanze. Für die Erzeugnisse der Verfahren gilt, dass die Tinkturen durch ihren Alkoholgehalt ohne chemische Haltbarmachung oder Erhitzung haltbar sind.
Tinkturen sind eine alt bewährte Methode zur Haltbarmachtung wertvoller Heilpflanzen. Im Prozess der Extraktion können wichtigste Inhaltsstoffe für einen langen Zeitraum konserviert und verfügbar gemacht werden. Ein weiterer Vorteil in der Anwendung von Tinkturen ist die Möglichkeit einer präzisen Dosierung durch eine Tropfpipette. Generell können Tinkturen innerlich und äußerlich angewendet werden. Innerlich eingenommen werden können sie unverdünnt oder verdünnt in Wasser, Tee oder Saft.
Das Produkt Pino Gordo wird beispielsweise als Frischpflanzenauszug hergestellt. Der Vorteil davon ist, dass direkt nach der Ernte die wertvollen Inhaltsstoffe der Pollen haltbar gemacht werden können und wir bei der Herstellung ohne industrielle Zwischenverarbeitung etc. auskommen. Das Ergebnis der schonenden Verarbeitung soll so spürbar werden.
Die Aussagen dieses Artikels beziehen sich primär auf das Werk von Ursel Bühring. Vgl. Bühring, Ursel: "Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, 2005." Sonntag Verlag, Stuttgart.